Die ersten Quellen über die Perlen aus dem Queis, denen das Tal seinen Namen verdankt, stammen aus dem
Jahr 1607: „Die Fischer lesen zuweilen im Queisse im Sande Perlen von der Grösse, Form und Schöne und
der Klarheit unterschieden (…) Solche Muscheln findet man um Tzschocha und um Marck-Lissa”. Die
Nachricht von Berühmtheit der Queisperlen erreichte sogar die Polnisch-Litauische Adelsrepublik. 1612
erschien in Krakau ein Buch, in dem wir folgenden Satz finden: „…schöne Perlen werden heutzutage aus dem
Queis herausgefischt, groß sind sie wie Erbsen…”. Die Lausitzer Perlen erfreuten sich nicht nur einer
großen Nachfrage, sie erzielten auch durchaus hohe Preise. 1689 erwarb ein Kaufmann zwei Perlen, die in
der Nähe von Marklissa gefunden worden waren, dann verkaufte er sie einem Juden in Leipzig für den Preis
von 5 Talern. Jener wiederum bekam für diese Perlen ganze 10 Taler. Dies war damals etwa so viel wie 1/5
der monatlichen Bezüge eines Marschalls – des höchsten Landesbeamten in der Oberlausitz. Der bekannteste
Ort, an dem diese Perlen damals verarbeitet wurden, war die Hegenmühle. Die Schleiferei entstand hier im
17. Jh., es wurden dort nicht nur Perlen geschliffen, sondern auch die Schalen der Bachmuscheln
gemahlen. Das daraus gewonnene Pulver galt als ein begehrtes Arzneimittel, das bei allen möglichen Arten
von Verbrennungen angewendet wurde.
Seit 1621 gehörte die Perlenfischerei zum System der sog. Regalien, d.h. zu den Wirtschaftszweigen, die
ausschließlich dem Herrscher vorbehalten waren. Zu diesem Zweck wurden die sog. „Kurfürstlichen Fischer”
berufen, die alle gefundenen Perlen an den Hof in Dresden abliefern mussten.
In den 1720er Jahren schickte August der Starke, der Herrscher von Polen und Sachsen, beunruhigt durch
das rasche Verschwinden der Flussperlmuscheln in der Lausitz, an den Queis seine Perlenfischer, damit
diese die Situation vor Ort untersuchen. Diese ließen schon bald darauf seinem Herrn ausrichten, dass
man die Bestände stark zerstört vorgefunden hatte. Ausgeplündert wurden die Flussperlmuscheln allerdings
nicht nur von Wilderern, sondern auch von unwissenden Bauern. In jenen Zeiten von Wirtschaftskrisen,
Kriegen und Hungersnöten benutzte nämlich die lokale Landbevölkerung die Muscheln, darunter auch die
Flussperlmuscheln, als Futter für die Schweine. Es kam vermutlich also vor, dass im wahrsten Sinne des
Wortes die „Perlen vor die Säue geworfen wurden". Man verzeichnete auch Fälle, dass die Menschen selbst
die Muscheln verzehrten. Kein Wunder also, dass der Herrscher ein Edikt erließ, in dem das Perlenfischen
streng verboten wurde. Schwer zu sagen, wie dieses Verbot befolgt wurde, denn in kommenden Jahrzehnten
gab es immer wieder Nachrichten über außergewöhnliche Sammlungen, die aus dem Queis-Tal stammten. Der
letzte Hinweis auf aktive Perlmuschelbänke stammt aus dem Jahr 1894. Es gibt mehrere Ursachen für das
Verschwinden dieser Muscheln aus unserem Gebiet. Der wichtigste und chronologisch erste Grund war
zweifellos der Wildfang, der seit Jahrhunderten ununterbrochen erfolgte. In Folge der Urbanisierung
wurden die Gewässer zunehmend schmutziger und verschlammt durch verstärkte Abholzung der Bergwälder. Für
den Rest sorgte die Regulierung der Flüsse und kleinen Gebirgsbäche, die zur drastischen Verarmung der
Fauna und Flora der Wasserlandschaft führte.
„Meinen Rückweg nahm ich durch das Qweistal, welches wegen der wohl hundert Ellen hohen Qweisufer, die
mit allerlei Gebüsche, Laub- und Schwarzholz bewachsen sind, wegen der Gras- und blumenreichen Auen und
wegen des schlängelnden Ganges des Qweisflusses, eine so romantische Gegend war, dass ich mir
dergleichen auf dieser Reise noch anderswo gesehen zu haben nicht leicht erinnere…” – mit diesen Worten
beschrieb 1782 der Leipziger Professor Leske das Tal zwischen Marklissa und der Burg Tzschocha während
seiner Reise durch die Oberlausitz. Diese Ländereien, die sich bis zu den städtischen Gärten
erstreckten, gehörten einst zum Besitz der Herren der Burg Tzschocha. 1821 erwarb sie (zusammen mit dem
alten schlesischen Dorf Beerberg) Oberstleutnant Hans August Freiherr von Bissing, Mitglied eines alten
sächsischen Geschlechts. Den Quellen zufolge war er der „erste, der das Tal aus der Abgeschiedenheit zum
Lebensvorteil holte”, doch es war sein Sohn, der 1800 geborene Baron Adolf von Bissing, der für seine
denkwürdigen Verdienste um die Bekanntmachung des Queis-Tales bekannt werden sollte. Im Juni 1832
verlobte sich der junge Adolf mit der italienischen Adelstochter Maria Gotti. Im Genuss seines
Liebesglücks entwarf er einen Plan, wie er seiner Verlobten einen Teil des väterlichen Besitzes, in den
sie schon bald einziehen sollte, widmen könnte. In jenem Sommer ließ der Baron einen Wanderweg durch das
malerische Tal bauen. In gewissen Abständen wurden dort Rastplätze eingerichtet, die die Namen von
Familienangehörigen und Freunden trugen. Die Krönung des ganzen Unterfangens bildete der Marien Fels,
auf dem Bissing persönlich in den Stein die Widmung meißelte. Entlang der Route wurden Felsen gesprengt,
die Wege freigelegt, majestätische Gneishänge freigelegt.
Am 17. September 1832, gegen Abend wurde Maria Gotti, die zum ersten Mal die Herrschaft besuchte,
feierlich empfangen und von ihrem Verlobten durch das Tal geführt. An dem ihr gewidmeten Felsen wurde
sie von einer fröhlichen Menschenmenge begrüßt, die Mädchen streuten vor ihr Blumen und eine Gruppe von
Männern, die am Bau der Wege tätig war, überreichte ihr einen Kranz, geflochten aus Blumen, die an den
Tal-Hängen wuchsen.
Die Arbeiten an der Verschönerung des Tals wurden in den Folgejahren weitergeführt. Es entstanden somit
die Erwin-Grotte, der Königsplatz, das Kronenhaus, das Olga-Wäldchen und die Aussichtspunkte
Adlerfelsen. Nach Adolfs Tod im Jahr 1880 wurde sein Werk von seinen Nachkommen fortgesetzt. Drei Jahre
später entstand in Marklissa eine Niederlassung des Riesengebirgsvereins, die sich in Absprache mit den
Besitzern der Güter um die Wanderrouten, Rastplätze und Aussichtspunkte im Queis-Tal kümmerte.
Im Jahr 2020, rund 200 Jahre nach diesen Ereignissen, überlassen wir Ihnen das wiederhergestellte
PERLEN-TAL – ein Ferienkomplex, der das Werk des Barons Adolf von Bissing umfasst.